Translation – eine Brücke zwischen Laborbank und Klinik
Translation in der Infektionsforschung hat viele Gesichter, aber immer eine Aufgabe: Die derzeit noch bestehende Lücke zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung zu schließen.
Diese Lücke ist durch die über Jahrhunderte alten Forschungsmuster in unserer Wissenschaft entstanden. Auf der einen Seite gab es die Naturwissenschaft, die den Phänomenen der Natur nachgespürt hat. Auf der anderen Seite die Medizin, die Patient:innen heilen möchte, sich aber nicht zwingend für die wissenschaftlichen Details interessiert hat. Durch die rasante wissenschaftliche Entwicklung der letzten Jahre sind beide Forschungszweige eng aneinander gerückt, profitieren stark voneinander und haben sich zu einer gemeinsamen Gesundheitsforschung entwickelt. Denn längst ist der Blick auf die Grundlagen nötig, um klinische Probleme zu lösen und der Blick in die Klinik eröffnet neue Fragestellungen für Grundlagenforscher:innen.
Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung ist in unterschiedliche Translationsaktivitäten eingebunden. Hinter diesen Aktivitäten steht die zentrale Frage: Wie kann das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung – das selbst keine Klinik betreibt – zum Schließen der Lücke zwischen Grundlagen und Klinik beitragen? Das HZI verfolgt dabei zwei Strategien – die „Angewandte Translation“ in Form von Kooperationen mit anderen Einrichtungen und die „Wissenschaftliche Translation,“ die sich in der wissenschaftlichen Ausrichtung des Zentrums spiegelt:
Angewandte Translation
Das HZI ist an verschiedenen Translationsverbünden aktiv beteiligt. Ziel dieser Kooperationen ist letztlich, eine Forschungs-Kette zu erzeugen, die von Grundlagenerkenntnissen zu Vorsorgemaßnahmen und Therapien für Patienten führt.
TWINCORE, Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung GmbH
Das TWINCORE ist eine gemeinsame Einrichtung des HZI mit der Medizinischen Hochschule Hannover. Am TWINCORE arbeiten Grundlagenwissenschaftler:innen und Kliniker:innen gemeinsam an wissenschaftlichen Fragestellungen. Der Fokus liegt auf der direkten Vernetzung von Wissenschaftler:innen beider Ausrichtungen in gemeinsamen Projekten.
Translationsallianz in Niedersachsen (TRAIN)
TRAIN ist ein Zusammenschluss verschiedener biomedizinischer Forschungseinrichtungen in Niedersachsen, der die nötige Infrastruktur für eine effiziente translationale Forschung unterstützt, konsequent ausbaut und den gemeinsamen Dialog aktiv fördert. Im Rahmen von TRAIN wird beispielsweise das Clinical Research Center (CRC) in Hannover realisiert, das neue Wege in der translationalen Forschung ermöglichen wird.
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF)
Im DZIF haben sich deutschlandweit Hochschulen, Kliniken und Forschungszentren mit besonderer Kompetenz in der Infektionsforschung zusammengeschlossen, um sich künftig gemeinsam Erkenntnisse über Krankheitserreger zu sammeln und Ansätze für neue Therapien, Medikamente, Impfstoffe und Impfverfahren zu finden. Translation zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit nimmt daher im DZIF eine zentrale Bedeutung ein. Durch die Kombination der einzelnen Expertisen an den DZIF-Standorten werden umfangreiche Synergieeffekte erwartet, die den Prozess der Nutzbarmachung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung weiter beschleunigen werden.
Institute for Biomedical Translation (IBT) Lower Saxony
Das IBT ist ein Inkubator für biomedizinische Innovation und fördert zukunftsweisende wissenschaftliche Ideen. Ziel ist es, den Transfer von Spitzenforschung in den Lebenswissenschaften in Niedersachsen zu beschleunigen und in Form von Startups und unternehmerischen Ideen in die Welt zu tragen. Gründungsinstitutionen des IBT sind die Medizinische Hochschule Hannover (MHH), die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) sowie das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig.
Wissenschaftliche Translation
Die wissenschaftliche Basis für den Translationsansatz des HZI liegt in der strategischen Forschungsausrichtung des Zentrums. Das HZI setzt einen Schwerpunkt auf die Grundlagenforschung an klinisch relevanten Krankheitserregern. Diese Ausrichtung wird durch die Rekrutierung von herausragenden Wissenschaftlern an das HZI kontinuierlich weiter ausgebaut.
Arbeiten an Krankheitserregern, die in der Klinik von Bedeutung sind, fördern den direkten Austausch von Kliniker:innen und Grundlagenforscher:innen – bis hin zur Grundlagenforschung an Proben aus der Klinik.
Als weiteren Pfeiler der translationalen Ausrichtung stärkt das HZI das Forschungsfeld der Epidemiologie. Ergebnisse aus der epidemiologischen Forschung zeigen den Wissenschaftler:innen, welche Krankheiten in einer Gesellschaft tatsächlich relevant sind – auch wenn sie in der öffentlichen Berichterstattung manchmal nur ein Nischendasein führen. Zudem erforschen Epidemiolog:innen, wie sich Krankheitserreger in der Bevölkerung verbreiten. Damit liefern sie wichtige Hinweise für die Infektionsforscher:innen, an welchen Stellen mögliche Therapien besonders wirkungsvoll eingreifen können, um die Krankheit oder ihre Verbreitung zu stoppen.
Um die Lücke zwischen Forschung und Anwendung tatsächlich zu schließen, müssen Therapieansätze letztlich bis zum Medikament entwickelt werden – eine Anforderung, die ein Forschungsinstitut allein nicht leisten kann. An dieser Stelle ist der Kontakt zur Industrie nötig. Neben zahlreichen direkten Kooperationen mit der pharmazeutischen Industrie unterhält das HZI eine enge Kooperation mit der Vakzine Projektmanagement GmbH, deren besondere Expertise in der Nutzenanalyse von Wirkstoffprojekten und Betreuung bis in klinische Studien liegt.
(jsg)
Beteiligte Forschungsgruppen
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Epidemiologie
Dr. Berit Lange -
Experimentelle Virologie
Prof. Dr. Thomas Pietschmann -
Biomarker für Infektionskrankheiten
PD Dr. Frank Pessler -
Dynamik respiratorischer Infektionen
Prof. Dr. med. Hortense Slevogt -
Experimentelle Infektionsforschung
Prof. Dr. Ulrich Kalinke -
Innovative Organoid-Forschung
Prof. Dr. Josef Penninger