Ein Naturstoff-Antibiotikum mit neuem Wirkmechanismus
Chlorotonile sind eine Naturstoffklasse aus dem Bodenbakterium Sorangium cellulosum, die gegen die die Krankenhauskeime Staphylococcus aureus und Enterococcus faecium wirksam sind. Forscher:innen am HIPS, einem Standort des HZI in Kooperation mit der Universität des Saarlandes, optimieren die Wirkstoffklasse für eine mögliche zukünftige Anwendung als Antibiotika. Dr. Felix Deschner hat in seiner Doktorarbeit in der HIPS-Abteilung „Mikrobielle Naturstoffe“ unter der Leitung von Prof. Rolf Müller den Wirkmechanismus der Chlorotonile untersucht. Er konnte zeigen, dass Chlorotonile an Lipide der Zellmembran binden und den Kaliumhaushalt der Bakterien aus dem Gleichgewicht bringen. „Dieser bisher selten beobachtete Wirkmechanismus für Antibiotika macht es für die Bakterien schwierig, Resistenzen gegen den Wirkstoff zu entwickeln“, sagt Deschner. Für seine bahnbrechende Forschung hat er einen der diesjährigen Eduard-Martin-Preise der Universität des Saarlandes erhalten. Als Postdoc arbeitet Deschner nun daran, die Chlorotonile weiterzuentwickeln, um ihre Wirksamkeit und Sicherheit zu optimieren.
Resilienz gegen zoonotische Viren
Fledertiere können für den Menschen gefährliche Viren wie das Marburg-Virus beheimaten, ohne selbst symptomatisch zu erkranken. Durch die Jahrtausende andauernde Koevolution zwischen Virus und Wirt haben die Fledertiere eine starke Resilienz gegenüber diesen viralen Erkrankungen entwickelt. Dr. Max Kellner, seit April 2025 Leiter der Nachwuchsgruppe „Labor für Virus-Wirt-Ko-Evolution“ (VICO) im HUMAN-Programm des HZI, hat in seiner Doktorarbeit in der Abteilung von Prof. Josef Penninger am IMBA mithilfe einer selbstentwickelten Organoid-Forschungsplattform die zellulären antiviralen Abwehrmechanismen in den Schleimhäuten von Fledertieren (Nilflughund) untersucht. „Nilflughunde können das Marburg-Virus in der Schleimhaut offenbar deutlich besser kontrollieren, während menschliche Zellen in der frühen Phase der Infektion weniger effektiv reagieren, so dass sich das Virus nahezu ungehindert im Körper ausbreiten kann.“, sagt Kellner. Mit seiner Nachwuchsgruppe VICO nutzt er weiterhin Organoid-Systeme und kombiniert sie mit funktional genetischen Analysen, um Virus-Wirt-Interaktionen in verschiedenen Spezies unter nahezu physiologischen Bedingungen zu untersuchen.