Coronaviren

Zur Familie der Coronaviren gehören eine ganze Reihe unterschiedlichster Krankheitserreger. Sie infizieren Säugetiere, Nager und Vögel, aber nur wenige Coronaviren haben sich an den Menschen angepasst. Diese jedoch mit großem Erfolg: Etwa ein Drittel der typischen „Erkältungen“ gehen auf das Konto dieser größten der RNA-Viren und auch den einen oder anderen „Durchfall“ verursachen sie.

Ende Dezember 2019 traten gehäuft Lungenentzündungen in der chinesischen Millionenstadt Wuhan auf. Am 7. Januar 2020 wurde schließlich ein neuartiges Coronavirus als Verursacher identifiziert. Dieses Virus ist eng mit dem SARS-Virus verwandt, das im Jahr 2002 eine Pandemie ausgelöst hat, und kann von Mensch zu Mensch übertragen werden. Mit dem Reiseverkehr aus Wuhan ist das neue Coronavirus auch in andere Regionen Chinas sowie über die Landesgrenzen hinaus nach Europa, Australien und in die USA gelangt. Ein Expertengremium hat im Februar 2020 den Erregernamen SARS-CoV-2 (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom Coronavirus-2) vorgeschlagen. Für die von SARS-CoV-2 ausgelöste Erkrankung hat die Weltgesundheitsorganisation den offiziellen Namen COVID-19 (Coronavirus Disease 2019) festgelegt.

Wir müssen uns auf die Menschen konzentrieren, die ein besonders hohes Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben. Diese Menschen müssen optimal geschützt und versorgt werden.“

Prof. Gérard Krause, Leiter der Forschungsgruppe Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

Das Virus wird über Tröpfchen-, Aerosol- und Kontaktinfektionen übertragen. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung reduziert Tröpfchen und Aerosole, die beim Atmen, Sprechen oder Husten entstehen können. Eine gründliche Handhygiene mit häufigem Händewaschen sowie Husten und Niesen in die Armbeuge schützt nicht nur vor SARS-CoV-2, sondern auch vor der Ansteckung mit anderen Erregern wie dem Influenzavirus, das die Grippe verursacht. Soziale Kontakte sollten auf ein Minimum reduziert werden. Insbesondere in geschlossenen Räumen ist ein Mindestabstand von 1,5 Meter zu Mitmenschen wichtig, um das Infektionsrisiko zu verringern. Ausführliche Informationen zum neuartigen Coronavirus hat das Robert Koch-Institut zusammengestellt.

Coronaviren sind schon seit den 1960er Jahren bekannt. Mit den Krankheiten, die sie auslösen, hatten wir Menschen uns arrangiert, bis ein neues Coronavirus der Familie zu zweifelhaftem Ruhm verhalf: Im Jahr 2002 zeigte das SARS-assoziierte Coronavirus (SARS-CoV) der Welt mit nahezu 1.000 Todesopfern, wozu diese Spezies prinzipiell fähig ist.

SARS ist die Abkürzung für „Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom“ und der Name beschreibt den Verlauf der Krankheit. Mit hohem Fieber, Kopf-, Hals- und Muskelschmerzen, Schüttelfrost und Schwindelgefühl beginnt die Infektion und gipfelt in einer schweren atypischen Lungenentzündung mit akuter Atemnot und starkem Husten. Das Virus fliegt mit ausgeniesten oder –gehusteten Tröpfchen durch die Luft und überlebt bis zu 24 Stunden ohne Wirt.

SARS – eine klassische Zoonose?

Woher es gekommen ist? Eine der Erklärungen geht auf Larvenroller zurück, katzenartige Raubtiere, die in Süd- und Südostasien leben. Sie werden in China, wo die SARS-Pandemie begann, gegessen. In dem Fall wäre SARS eine klassische Zoonose, bei der es Krankheitserregern gelingt, von einem tierischen auf einen menschlichen Wirt überzuspringen. Als andere mögliche Ursache wird angenommen, dass ein bereits bekanntes und unter Menschen verbreitetes Coronavirus zu dem aggressiven SARS-CoV mutiert ist.

Nachdem die ersten Patienten mit diesem dramatischen Krankheitsverlauf aufgefallen waren, vergingen nur 23 Tage, bis es Wissenschaftlern gelang, das Virus zu identifizieren, sein Erbgut zu entschlüsseln und am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut einen diagnostischen Test zu entwickeln. Durch zuverlässige Diagnose und die damit verbundene Möglichkeit, die Kranken zu isolieren, gelang es, die Pandemie zu stoppen. Seit 2004 ist weltweit kein Fall von SARS mehr aufgetreten.

Neue Fälle im Mittleren Osten

Und doch schert wieder ein Coronavirus aus der Reihe der weitgehend harmlosen Pathogene aus: Im Juni 2012 fielen im Nahen und Mittleren Osten Patienten mit schweren Atemwegsinfekionen und Nierenversagen auf. Der Krankheitserreger ist eng mit dem SARS-CoV verwandt und erhält zunächst den Namen Neues Coronavirus, kurz nCoV, der dann in MERS-CoV für „Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus“ geändert wird.

Von September 2012 bis Mai 2014 hat das Virus laut Weltgesundheitsorganisation mehr als 500 Menschen aus 17 Ländern infiziert, von denen 145 verstorben sind. Der Schwerpunkt der Infektionen liegt – wie der Name des Virus schon sagt – im Mittleren Osten, aber auch in Europa breitet sich die Infektionskrankheit aus. In Frankreich, Griechenland, Italien, Großbritannien und Deutschland sind Fälle registriert – die allerdings bislang ausnahmslos im Mittleren Osten erworben wurden.

Die Herkunft dieses Virus ist bislang unbekannt, allerdings haben Wissenschaftler des Instituts für Immunbiologie St. Gallen große Ähnlichkeit mit Coronaviren aus Fledermäusen festgestellt und vermuten den Übergang des Erregers von Fledermäusen auf Menschen. Die neueren Krankheitsfälle lassen jedoch den Schluss zu, dass es auch MERS-CoV gelungen sein könnte, nicht nur den Wirt zu wechseln, sondern sich auch innerhalb der neuen Wirtsspezies Mensch weiter zu verbreiten. Die WHO ruft zu Wachsamkeit bei Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen auf.

(jsg)

SARS-CoV-2 / COVID-19

Mit dem Erreger SARS-CoV-2 verbreitet sich seit Ende 2019 weltweit ein neuartiges Virus, das Atemwegserkrankungen und Lungenentzündungen auslösen kann.  Hier informieren wir Sie laufend über aktuelle Entwicklungen der Forschung und geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.
 

Forschung am HZI

Emerging Diseases

Eine Herausforderung für Forschung, Medizin und Gesellschaft

Neue Krankheitserreger – und damit auch neue Krankheiten – entstehen immer wieder. Manchmal überspringen sie die biologischen Artgrenzen und infizieren plötzlich Menschen anstelle ihrer bisherigen tierischen Wirte, oder sie wandeln sich von harmlosen „Mitbewohnern“ unserer Umwelt zu gefährlichen Killern. So beunruhigend die ständige Bedrohung durch „Emerging Diseases“ auch sein mag – Medizin und Gesellschaft können durchaus etwas dagegen tun. Ein Weg dazu ist die ständige aufmerksame Überwachung der „Risiko-Kandidaten“ unter den Viren und Bakterien, jener Keime, bei denen die Wahrscheinlichkeit gefahrbringender Veränderungen besonders hoch ist. Weitere Gegenmittel liefert – auf lange Sicht – zielgerichtete Grundlagenforschung: Das Wissen darüber, was im Detail abläuft, wenn Viren oder Bakterien den menschlichen Körper infizieren, offenbart auch erste Ansatzpunkte dafür, diesen Prozess gezielt zu blockieren. [weiterlesen]

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