Klimakrise und Krankheitserreger – Neue Herausforderungen für die Infektionsforschung

Bilanz zum Pressegespräch vom 2. Juli 2025

Beim Presseworkshop des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) am 2. Juli 2025 in Berlin stand ein hochaktuelles Thema im Fokus: der Einfluss der Klimakrise auf Infektionskrankheiten. Rund 36 Grad Außentemperatur am Veranstaltungsort in Berlin-Mitte unterstrichen die Dringlichkeit des Themas eindrücklich. In Kooperation mit Helmholtz KLIMA, der Dialogplattform für klimarelevante Forschung, bot der Workshop tiefgehende Einblicke in aktuelle Studien, Risikobewertungen und Handlungsempfehlungen.

Steigende Temperaturen – wachsende Gesundheitsrisiken

Josef Penninger
Prof. Josef Penninger ist wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI und Leiter der Arbeitsgruppe Innovative Organoid-Forschung.

Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich nicht nur in Hitzewellen oder Extremwetterereignissen, sondern zunehmend auch in der Verbreitung von Krankheitserregern. Neue Übertragungswege, veränderte Lebensräume von Vektoren (z. B. Zecken, Mücken) und ein gestiegener Selektionsdruck begünstigen das Auftreten neuartiger Infektionskrankheiten.

„Die Klimakrise wirkt wie ein Katalysator auf bestehende und neue Gesundheitsrisiken“, erklärte Prof. Josef Penninger, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI. Er stellte die strategische Neuausrichtung des Zentrums vor, in der infektionsmedizinische Forschung mit Klimamodellen und Umweltbeobachtungen verknüpft wird. 

Mehr zu Josef Penninger:

Forschungsbeiträge des HZI:

  • „One Health Exploratories“
  • Einfluss des Klimawandels auf vektorübertragene Krankheiten (z.B. durch Zecken oder Stechmücken)
  • Wirkstoffentwicklung für die Behandlung „tropischer” Infektionskrankheiten
  • Frühwarnsysteme und Bevölkerungsstudien
  • Überwachung von Biodiversität

Interdisziplinäre Forschung für globale Herausforderungen

Portrait Prof. Dr. Fabian Leendertz
Prof. Fabian Leendertz ist Direktor des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) und Leiter der Forschungsgruppe „Ökologie und Entstehung von Zoonosen".

Prof. Fabian Leendertz, Direktor des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH), betonte die Rolle interdisziplinärer Ansätze: „Klimawandel und Zoonosen lassen sich nicht getrennt betrachten. Nur mit dem One Health-Ansatz können wir Pandemien künftig frühzeitig erkennen und eindämmen.”

Sein Fokus liegt dabei auf Regionen mit besonders hohem Risiko, etwa West- oder Zentralafrika, wo Umweltzerstörung und Erregerverbreitung oft Hand in Hand gehen. Als weitere Modellregion dient Mecklenburg-Vorpommern als stark kultivierte Agrarlandschaft, in der der Mensch immer tiefer in natürliche Lebensräume eingreift und so die Distanz zwischen Menschen und Wildtieren verringert. 

Projekte im Fokus: 

  • Aufbau von One Health-Exploratorien in Afrika und Mecklenburg-Vorpommern, die langfristig und systematisch Daten zur Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt sammeln und zu einem großen Ganzen zusammenfügen.

Hörtipp: InFact - Der HZI-Podcast

Modellierung und Vorsorge: Wie Epidemiolog:innen Infektionsschutz breiter denken

Portrait Berit Lange
Dr. Berit Lange ist Leiterin der Abteilung „Epidemiologie“ am HZI, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie und Mitglied der STIKO.

Dr. Berit Lange, Leiterin der Abteilung „Epidemiologie“ am HZI, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie und Mitglied der STIKO, präsentierte Ergebnisse aus dem EU-Projekt SUNRISE und der neuen Initiative INFRALINK.

„Wir müssen verstehen, wie sich Infektionsverläufe in kritischen Infrastrukturen entwickeln – und welche präventiven Maßnahmen dort besonders wirksam sind”, sagte Dr. Berit Lange.

SUNRISE analysiert unter anderem Abwasserproben und Mobilitätsdaten, um Frühwarnsysteme für Infektionsausbrüche zu entwickeln. INFRALINK wiederum vernetzt Gesundheitsämter und Forschungseinrichtungen, um schneller auf Infektionslagen reagieren zu können.

Projekte im Fokus:

Fazit, weiterführende Ressourcen und Pressekontakt

Der Presseworkshop machte deutlich: Die Gesundheitsfolgen der Klimakrise sind kein Szenario der Zukunft, sondern bereits Realität. Wissenschaft, Politik und Gesellschaft müssen stärker verzahnt zusammenarbeiten, um Infektionsrisiken durch Klimawandel systematisch zu erfassen, zu verstehen – und ihnen wirksam zu begegnen. Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung will hier Impulse setzen – und neue Lösungen entwickeln.

Genannte Forschungsgruppen:

Wenn Sie sich für dieses Thema interessieren, lassen Sie sich bitte auf unseren Presseverteiler setzen.

Weiterführende Expertise und Ressourcen
Pressekontakt & Akkreditierung für zukünftige Veranstaltungen
Susanne Thiele
Susanne Thiele
Stabsstellenleiterin, Pressesprecherin
HZI Campus