Eine neue Studie zur genomischen Epidemiologie unter Leitung von Prof. Fabian Leendertz, Direktor des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) – einem Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI), Prof. Yap Boum II und Prof. Emmanuel Nakoune vom Institut Pasteur de Bangui (IPB) sowie Prof. Sébastien Calvignac-Spencer (HIOH) beleuchtet die Ursachen der jüngsten Mpox-Ausbrüche in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR). Die ZAR gehört zu den am stärksten von Clade I-Mpox-Viren betroffenen Ländern. Dr. Christian Noël Malaka vom IPB und Dr. Livia Victoria Patrono vom HIOH, die Erstautor:innen der Studie, arbeiteten eng zusammen, um am IPB in Bangui eine genomische Überwachung von Mpox aufzubauen. Die Studie erschien im Fachjournal The Lancet Microbe.
Das Forschungsteam untersuchte 46 klinische Proben, die zwischen 2022 und 2024 von Mpox-Fällen in acht Präfekturen der ZAR gesammelt wurden. Mithilfe einer speziellen Kombination aus Hybridisierungsverfahren und Hochdurchsatz-Sequenzierung konnten sie 41 nahezu vollständige Virusgenome aus verschiedenen Landesteilen, darunter auch der Hauptstadt Bangui, rekonstruieren.
Die Ergebnisse zeigen ein auffälliges Muster: Die meisten Ausbrüche wurden durch unabhängige Übertragungen verschiedener Virusvarianten von unbekannten Tierreservoirs auf den Menschen ausgelöst - vor allem in ländlichen Regionen. Diese Ausbrüche scheinen von kurzer Dauer zu sein und sich kaum von Mensch zu Mensch auszubreiten.
In der Hauptstadt Bangui gestaltet sich die Lage jedoch offenbar komplexer. An einem Tag im Juli 2024 wurden drei genetisch unterschiedliche Mpox-Viren nachgewiesen, was auf mehrere separate Einschleppungen in die Stadt hindeutet, möglicherweise im Zusammenhang mit menschlicher Mobilität oder dem Handel mit Buschfleisch aus anderen Regionen.
„Auch wenn die bisher vorliegenden Daten darauf hindeuten, dass die Übertragung von Mensch zu Mensch bislang begrenzt geblieben ist, ist die hohe Zahl an Übertragungen von Tieren auf Menschen dennoch besorgniserregend“, sagt Dr. Livia Victoria Patrono, Wissenschaftlerin in der Abteilung „Ökologie und Entstehung von Zoonosen“ am HIOH. „Sie macht deutlich, dass wir die tierischen Quellen des Virus und das damit verbundene menschliche Risikoverhalten dringend identifizieren und Maßnahmen entwickeln müssen, die Gelegenheiten für eine Übertragung zwischen Arten auf lokaler Ebene verringern. Gleichzeitig zeigen aktuelle Erkenntnisse aus der benachbarten Demokratischen Republik Kongo, dass sich das Virus, wenn es in ein förderliches Netzwerk gelangt (d. h. ein dicht besiedeltes Gebiet), schnell von Mensch zu Mensch ausbreiten kann. Dies unterstreicht die Notwendigkeit starker Überwachungssysteme.“
Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse über die aktuellen Ursachen von Mpox-Ausbrüchen im Land und betont die Notwendigkeit verbesserter Überwachung, eines besseren Verständnisses der Ausbreitungsmechanismen in ländlichen und städtischen Gebieten sowie regionaler Zusammenarbeit. Das Forschungsteam des IPB wird die nun etablierte Überwachungsstrategie weiterhin nutzen, um Mpox langfristig routinemäßig zu beobachten – in enger Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden und dem lokalen Partner des HIOH, dem World Wide Fund for Nature in der Zentralafrikanischen Republik.
Die Studie wurde vom Pasteur-Institut in Bangui, Africa CDC, AFROSCREEN, WHO, dem Helmholtz-Institut für One Health und der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell unterstützt.