Angriffsstrategien von Bakterien, clevere Methoden zum Züchten von Zellen, die Regelkreise unserer Gene: An diesen Themen arbeiten die jungen Wissenschaftler, die jetzt mit dem Förderpreis 2005 des Arbeitskreises Zellbiologie und Biomedizinische Forschung an der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) geehrt werden. Martin Klar, Tobias May und Nelson Gekara nehmen die Auszeichnung am Donnerstag, 23. Juni, 15 Uhr, im Forum der GBF entgegen. Der Förderverein versteht seine mit je 1000 Euro dotierten Preise als unbürokratische Motivationsspritze für Nachwuchswissenschaftler, die erstklassige Leistungen in der Grundlagenforschung erbracht haben.
Unsterbliche Zellen
In Nährlösungen kultivierte Zellen sind ein wichtiges Instrument für viele biologische Experimente. Das Problem dabei: Zellen, die aus dem menschlichen oder tierischen Körper stammen, lassen sich entweder kaum vermehren und sterben bald wieder ab – oder sie vermehren sich im Gegenteil völlig unkontrolliert und verhalten sich dabei „unnatürlich“, das heißt wie Krebszellen, nicht aber wie gesunde Körperzellen. Tobias May hat im Rahmen seiner Doktorarbeit eine Methode entwickelt, wie man bei bestimmten Zellen in Kultur die Vermehrung an- und abschalten kann. Ein Verfahren, das, wenn es ausgereift ist, viel über Alterungsprozesse und über die Entstehung von Krebs verraten könnte – und dabei helfen, manche Tierversuche durch die Arbeit mit Zellkulturen zu ersetzen.
Ferngesteuerte Gene
Ein Schritt zum besseren Verständnis des Zusammenspiels menschlicher Gene ist dem GBF-Nachwuchsforscher Martin Klar in seiner Doktorarbeit gelungen. Er fand Neues darüber heraus, wie der Körper zur Verteidigung gegen Krankheitserreger Gene aktiviert, die zur Produktion des Abwehrstoffs Interferon führen. Klar konnte zeigen, dass dabei genau jene DNA-Abschnitte im menschlichen Chromosom eine Schlüsselrolle spielen, die zuvor schon ein Computermodell als mögliche Regulations-Elemente vorausgesagt hatte. Verblüffend daran: Die Orte der Regulation liegen teilweise weit von den eigentlichen Interferon-Genen entfernt – ein Beispiel für komplexe Wechselwirkungen auf Distanz.
Giftige Bakterien
Wie das Bakterium Listeria monocytogenes, ein mit verdorbenen Lebensmitteln aufgenommener Krankheitserreger, in menschliche Zellen eindringt, das erforscht der aus Kenia stammende junge GBF-Wissenschaftler Nelson Gekara. Seine Erkenntnis: Listeria sondert ein Gift ab, das die Oberfläche menschlicher Zellen so verändert, dass der Keim ungehindert eindringen kann. Zu diesem Zweck löst das Gift, das den Kurznamen „LLO“ trägt, eine erstaunliche Vielzahl von Wirkungen in der Zielzelle aus; es verändert einen großen Teil ihres Stoffwechsels. Fernziel der Forschung ist es, durch das Blockieren des LLO die ganze Angriffs-Strategie von Listerien zu vereiteln – und dabei vielleicht Erkenntnisse für den Kampf gegen andere, medizinisch noch bedeutsamere Keime gewinnen, wie etwa Salmonella oder den Milzbrand-Erreger Bacillus anthracis.
Hinweise für die Medien
Interessierte Journalisten sind herzlich zu diesem Termin eingeladen. Um eine kurze Anmeldung unter 0531/6181-508 wird gebeten.