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Das Projekt Citrapeutics unter der Leitung von Frank Pessler (3. v.l.) erhält mehr als 1,4 Millionen Euro Förderung vom Institute for Biomedical Translation (IBT) Lower Saxony.
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IBT Lower Saxony finanziert innovative Ideen aus der Biomedizin mit knapp 2,5 Millionen Euro

HZI-Projekt Citrapeutics erhält 1,4 Millionen Euro für Entwicklung einer neuartigen oralen Immuntherapie

Eine neuartige orale Immuntherapie bei Krebs und ein Medikament zur Behandlung von chronischer Leberfibrose. Worauf viele Patient:innen hoffen, ist längst Thema in der niedersächsischen Spitzenforschung. Damit solche innovativen Ideen schneller in die praktische Anwendung kommen und Erkrankten helfen können, fördert das Land Niedersachsen besonders aussichtsreiche Projekte: „Citrapeutics“ vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und „RNA Healer“ von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erhalten vom Institute for Biomedical Translation (IBT) Lower Saxony in Summe knapp 2,5 Millionen Euro Förderung für die Finanzierung ihrer Innovationen in der Biomedizin.

Bei der fünften Portfolio-Konferenz des IBT im TRAFO Hub in Braunschweig wurden die beiden Projekte als Gewinner gekürt, nachdem sie sich gegen fünf weitere Teams aus niedersächsischen Forschungseinrichtungen durchgesetzt haben. Mit dem Fördergeld soll es gelingen, die Forschungsergebnisse möglichst schnell klinisch zu erproben und durch die Gründung von Startups auch wirtschaftlich erfolgreich zu machen.

Das sind die Gewinner-Teams:

Citrapeutics (Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig)
Citrapeutics möchte die Krebsbehandlung revolutionieren und den Patient:innen eine Alternative zu gängigen Immuntherapien bieten. Das Projektteam unter der Leitung von PD Frank Pessler, Leiter der Arbeitsgruppe „Biomarker in Infektionskrankheiten“ am TWINCORE – Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, entwickelt niedermolekulare Hemmstoffe für eine neuartige orale Immuntherapie bei Krebs. Geplant ist, den derzeit vielversprechendsten Wirkstoff Citra01 weiter zu optimieren sowie weitere zu generieren. Das TWINCORE ist eine gemeinsame Einrichtung des HZI und der MHH.

RNA Healer (Medizinische Hochschule Hannover)
RNA-Healer entwickelt ein RNA-basiertes Medikament für Patient:innen mit fortgeschrittener chronischer Leberfibrose. Ziel ist es, die verheerende Narbenbildung zu reduzieren und die Leberfunktion langfristig zu verbessern.

Insgesamt sieben Teams aus den führenden niedersächsischen Forschungseinrichtungen der Lebenswissenschaften, Leibniz Universität Hannover, Medizinische Hochschule Hannover, Georg-August-Universität Göttingen, Universitätsmedizin Göttingen und Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, haben ihre Ideen im Rahmen des IBT-Events präsentiert. Die vorgestellten Projekte decken eine große Bandbreite von biomedizinischen Innovationen in den Bereichen Immunologie, Neurodegeneration, medizinische Robotik und Bildgebung, KI-basierte Lösungen und Wirkstoffentwicklung ab. 

Entsprechend schwierig war die Entscheidung für die Jury unter dem Vorsitzenden Prof. Peter Hammann (Consultant, ehem. Sanofi) und der Vize Vorsitzenden Prof. Helga Rübsamen-Schaeff (AiCuris).

„Ich freue mich sehr über die überzeugende Qualität der Anträge und das stets wachsende Interesse an unseren Angeboten. Mit der IBT-Förderung möchten wir die besten Projektideen beschleunigen, den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft vorantreiben und neue standortübergreifende Kooperationen in Niedersachsen ermöglichen.”, sagt Prof. Thomas Sommer, Direktor des IBT Lower Saxony.

Von der Idee zur Gründung

Den neu geförderten IBT-Projekten steht insgesamt eine Unterstützung von knapp 2,5 Millionen Euro für eine Laufzeit von zwei Jahren zur Verfügung. In der ersten Phase der Förderung erfolgt die zügige wissenschaftliche und marktorientierte Weiterentwicklung, damit aus einer Forschungsidee eine Geschäftsidee wird und mit einem fundierten Businessplan zeitnah eine Unternehmensgründung erfolgen kann. Danach liegt der Fokus auf der Aufnahme der Geschäftstätigkeit sowie darauf, weitere externe Finanzierung zu ermöglichen. Mit den zwei neuen Projekten befinden sich inzwischen zehn Projekte mit einer Gesamtförderung von fast elf Millionen Euro im IBT-Portfolio.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde die sechste Ausschreibung für die Auszeichnung im kommenden Jahr veröffentlicht. Die nächste Portfolio-Konferenz findet am 5. Mai 2026 in Hannover statt.

Über das IBT Lower Saxony

Niedersachsen zählt – international anerkannt - zu Deutschlands führenden Standorten für biomedizinische Forschung. Um die gewonnenen Erkenntnisse schneller in neue präventive, diagnostische und therapeutische Verfahren zu überführen, bringt das IBT Lower Saxony Wissenschaft, Klinik und Unternehmertum zusammen. Ziel ist es, durch den Austausch zwischen akademischen Einrichtungen und industriellen Teilhaber:innen ein nachhaltiges Ökosystem für die neue Generation von Biomedizin-Startups zu schaffen. Innovative Ideen erhalten nicht nur Finanzierungsoptionen, sondern auchZugang zu erstklassiger Infrastruktur und Expertise.

Das IBT wurde im Jahr 2023 als Kooperation von drei führenden wissenschaftlichen Einrichtungen (Medizinische Hochschule Hannover, Universitätsmedizin Göttingen und Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig) initiiert und gehört seit Kurzem zur Wirtschafts- und Innovationsagentur des Landes, Niedersachsen.next. Die Startfinanzierung wird vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der VolkswagenStiftung zur Verfügung gestellt. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die weiteren Finalisten der IBT Portfolio-Konferenz

DECYTE (Georg-August-Universität Göttingen)

DECYTE legt den Grundstein für eine skalierbare, nicht-invasive Diagnoseplattform, die das Potenzial hat, die Früherkennung von Krebs zu revolutionieren und damit die Überlebenschancen von Patient:innen zu verbessern. Das Projektteam entwickelt eine neuartige, blutbasierte Technologie zur Früherkennung verschiedener Krebsarten, die komplexe systemische Immunveränderungen erfasst. Dies wird durch eine KI-gestützte Analyse von Immunprofilen ermöglicht.

FLARE (Leibniz Universität Hannover)

FLARE entwickelt einen überlegenen Nahinfrarot-Farbstoff für die Echtzeit-Bildgebung während Operationen, mit verbesserten Kontrasten und schnellerer Bildgebung unter Verwendung bestehender klinischer Systeme. Das Projekt zielt darauf ab, das Portfolio für sNIR-, PET- und bimodale Sonden für Infektionskrankheiten zu erweitern, das Zusammenspiel mit Robotersystemen zu optimieren und somit insgesamt den Operationsverlauf zum Wohle der Patient:innen zu verbessern.

Nanoprotective (Universitätsmedizin Göttingen)

Nanoprotective verfolgt das Ziel, spezielle Nanobodies als Therapieform zu entwickeln. Dabei handelt es sich um vielseitige rekombinante Antikörperfragmente, die aus Lamas/Alpakas gewonnen werden. Ihr patentierter Nanobody zeigt außergewöhnliche Eigenschaften – er reduziert schädliche Immunaktivität, ohne die allgemeine Immunität zu beeinträchtigen. Dieser innovative Ansatz könnte eine sicherere und effektivere Behandlung von Patient:innen mit Multipler Sklerose ermöglichen.

ReMyeMe (Medizinische Hochschule Hannover)

ReMyeMe zielt auf den Nachweis eines Konzepts für eine verbesserte Remyelinisierung ab und eröffnet damit neue Wege für die entzündungshemmende Behandlung von Patient:innen mit Multipler Sklerose und anderen ähnlichen Erkrankungen. Die PolySia-vermittelten Effekte hängen vom Polymerisationsgrad ab. PolySia mit ausgewählten Polymerisationsgraden trägt zum Immungleichgewicht bei, indem es die Aktivierung entzündlicher Mikroglia über die PolySia-Siglec-Achse begrenzt.

RETRACT (Universitätsmedizin Göttingen)

RETRACT hat ein chirurgisches Robotersystem entwickelt, das die Retraktion von Organen bei abdominalchirurgischen Eingriffen übernimmt. Der Roboter wird vom Operateur intuitiv per Handführung gesteuert und ermöglicht sichere Operationen sowie die einfache Integration in den klinischen Arbeitsablauf. Dank dieser Innovation lassen sich ergonomische Probleme bei langen Operationen und die Inanspruchnahme von Fachpersonalzeit für einfache Retraktionsaufgaben reduzieren.

Charlotte Schwenner

Pressekontakt

Dr. Charlotte Schwenner
Wissenschaftsredakteurin