Helicobacter pylori, ein im Magen ansässiger Erreger, ist die Ursache der häufigsten chronischen bakteriellen Infektion. ©HZI/Rohde
Helicobacter pylori, ein im Magen ansässiger Erreger, ist die Ursache der häufigsten chronischen bakteriellen Infektion. ©HZI/Rohde
News

Forschungskooperation zu neuartigen Impfstoffen gegen Krankheitserreger der Magen-Darm-Schleimhaut gestartet

Interdisziplinäres Projekt „Vax2Muc“ wird von der EU mit mehr als 8,4 Millionen Euro über fünf Jahre gefördert

Die immer stärkere Ausbreitung antimikrobieller Resistenzen (AMR) hat erhebliche Auswirkungen auf die globale Gesundheit und erfordert dringend neue Strategien zur Vorbeugung und Behandlung bakterieller Infektionen. Wirksame Impfstoffe wären als kosteneffiziente Alternative zu neuen Antibiotika ein entscheidender Fortschritt für Patient:innen, doch fehlen sie bis heute für viele bakterielle Infektionen – insbesondere für solche, die an Schleimhäuten auftreten. Helicobacter pylori (H. pylori), ein im Magen ansässiger Erreger, ist die Ursache der häufigsten chronischen bakteriellen Infektion, von der die Hälfte der Weltbevölkerung betroffen ist und die ein hohes Risiko für die Ausbildung von Magenkrebs birgt. Daher wurde H. pylori neben anderen gastrointestinalen Krankheitserregern von der WHO zu einem vorrangig vernachlässigten Zielerreger antimikrobieller Resistenzen erklärt, der ein schnelles Eingreifen erfordert. Die Standardtherapie für H. pylori erfolgt nach wie vor mit Antibiotika in Kombination mit einem Protonenpumpenhemmer, sodass eine wirksame Behandlung durch die zunehmend auftretenden Resistenzen stark beeinträchtigt wird.

Vor diesem Hintergrund fördert die Europäische Union aus ihrem Forschungsprogramm Horizon Europe das Projekt Vax2Muc („Impfstoffe der nächsten Generation gegen Erreger der Magen-Darm-Schleimhäute am Beispiel von Helicobacter pylori“) mit mehr als 8,4 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren. Projektpartner ist auch das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), die Koordination hat die Technische Universität München (TUM) inne. Das internationale und interdisziplinäre Forschungsteam hat sich zum Ziel gesetzt, verbesserte, innovative Subunit-Impfstoffe der nächsten Generation gegen Krankheiten zu entwickeln, die durch mukosale AMR-Erreger im Gastrointestinaltrakt verursacht werden. Unter der Leitung von Prof. Markus Gerhard (TUM) soll ein prophylaktischer H. pylori-Impfstoffkandidat entwickelt werden, der in einer klinischen Studie der Phase I untersucht werden soll. Darüber hinaus werden die Herstellungsprozesse unter GMP-Bedingungen vorangetrieben und neuartige Impfstofftechnologien und Strategien für eine optimierte mukosale Immunität im Magen-Darm-Trakt untersucht und weiterentwickelt.

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung beteiligt sich an der Entwicklung der mukosalen Impfstrategie und wird mit Studien in Mäusen dazu beitragen, Immunparameter zu identifizieren, die die Immunogenität und den Schutz durch die Impfstoffkandidaten vorhersagen können. „Das HZI-eigene Adjuvans c-di-AMP wird eines von zwei Adjuvantien sein, die als Bestandteil des Impfstoffs getestet werden“, sagt Prof. Carlos A. Guzmán, Leiter der Abteilung Vakzinologie und angewandte Mikrobiologie am HZI. Darüber hinaus wird sich das HZI an den klinischen Studien beteiligen und mit seinen immunologischen Analysen an der Bestimmung der experimentellen Endpunkte mitwirken. Guzmán ergänzt: „Die innovativen Spitzentechnologien und der multidisziplinäre Ansatz des Konsortiums werden entscheidend dazu beitragen, unsere ehrgeizigen Ziele zu erreichen.“

Dem Vax2Muc-Konsortium gehören weltweit führende Institutionen an, die bestens aufgestellt sind, um solche neuen Technologien zu evaluieren und bestehende Lücken in der Prävention bakterieller Infektionen zu schließen. Neben der TUM und dem HZI gehören dem Konsortium Expert:innen von der Faculdade De Farmácia Da Universidade De Lisboa, InStar Technologies a.s., IRTA Institute of Agrifood Research and Technology, Statens Serum Institut, Trinity College Dublin, University Antwerpen, University of Strathclyde an.

Portrait Andreas Fischer

Pressekontakt

Dr. Andreas Fischer
Wissenschaftsredakteur