Wirtskondensate in Nierenorganoiden

Biomolekulare Kondensate bei Infektionen

Viren bestehen nur aus wenigen Molekülen – und doch kapern sie Wirtszellen und lösen verheerende Krankheiten aus. Ihr Trick: Sie nutzen den einfachen physikochemischen Prozess der Kondensation während ihres Replikationszyklus, um konzentrierte Tröpfchen aus Biomolekülen zu bilden, die effizient neue Viren erzeugen, dem Immunsystem entgehen und Wirtsfaktoren, welche für die Virusreplikation essenziell sind, zu rekrutieren. Die Nachwuchsgruppe „Biomolekulare Kondensate bei Infektionen“ (BCON) erforscht deren grundlegende Mechanismen und entwickelt hieraus neuartige antivirale Strategien.

Dr. Christiane Iserman

Leitung

Dr. Christiane Iserman
Forschungsgruppenleiterin

Unsere Forschung

Überblick viraler und Wirtskondensate in infizierten Zellen.
Überblick viraler und Wirtskondensate in infizierten Zellen.

Unsere Forschung konzentriert sich auf die Rolle biomolekularer Kondensate in der Wechselwirkung zwischen Krankheitserregern und Wirtszellen, mit dem langfristigen Ziel, neuartige antivirale Substanzen zu entwickeln. Kondensate, bestehend aus biologischen Polymeren wie Nukleinsäuren und Proteinen, bilden durch einen Prozess, der als Phasentrennung bekannt ist, konzentrierte Tröpfchen in Zellen. Jüngste Studien betonen ihre Bedeutung für die Virusreplikation, Kapsid-Assemblierung, Verpackung des viralen Genoms und Umgehung des Immunsystems. Während Wirtszellen Kondensate als Teil ihrer Abwehr verwenden, machen sich Viren diese Strukturen oft zunutze oder deaktivieren sie, um Infektionen zu erleichtern. Aufgrund ihrer zentralen Rolle und weiten Verbreitung in der Virusreplikation stellen biomolekulare Kondensate vielversprechende Ziele für antivirale Wirkstoffe dar.

Auch hinsichtlich viraler Resistenzen gegenüber bestehenden Medikamente als Folge der bemerkenswerten Mutationsraten und Anpassungsfähigkeit von Viren, weisen biomolekulare Kondensate einen aussichtsreichen Vorteil auf: Statt ein einziges therapeutisches Ziel anzusteuern bieten sie die Möglichkeit, ein Mehrkomponentensystem medikamentös anzugreifen und somit dringend benötigte, neue therapeutische Strategien zu entdecken.

Mögliche Angriffspunkte von Medikamenten auf virale Kondensate.
Mögliche Angriffspunkte von Medikamenten auf virale Kondensate.

Das zentrale Thema unseres Labors ist es daher, Grundlagenforschung zu biomolekularen Kondensaten in der Virologie mit Wirkstoffentwicklung zu verbinden. Wir kombinieren modernste Bildgebung, biochemische Verfahren und innovative Organoid-Techniken, um fundamentale Prinzipien der Wirt-Virus-Interaktionen zu untersuchen. Sobald Wirkstoffziele identifiziert wurden, setzen wir Hochdurchsatz- und Automatisierungstechniken für das Screening von Substanzen ein – in enger Zusammenarbeit mit Chemiker:innen am HZI.

Zwei Forschungsschwerpunkte:

  1. Grundlagenforschung: Untersuchung der Wirt-Virus-Kondensat-Interaktionen mithilfe von einfachen Zell- und komplexeren Organoidmodellen.
  2. Wirkstoffentwicklung: Identifizierung viraler und zellulärer Kondensate als potenzielle Wirkstoffziele.

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