Prof. Dr. Claudia Schmidtke im Gespräch mit Prof. Dr. Gérard Krause
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SORMAS entlastet Gesundheitsämter

Patientenbeauftragte der Bundesregierung befürwortet flächendeckende Einführung des digitalen Systems zur Bekämpfung der Pandemie

Die schnelle und effiziente Erfassung, Betreuung und Dokumentation von COVID-19 Fall- und Kontaktpersonen sind wichtige Bausteine im Kampf gegen die Pandemie. „Ich befürworte die flächendeckende Einführung von SORMAS in den Gesundheitsämtern ausdrücklich – auch im Namen der Betroffenen“, sagt Prof. Dr. Claudia Schmidtke, Patientenbeauftragte der Bundesregierung. Das digitale System SORMAS wurde vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig federführend entwickelt. Durch die Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit steht SORMAS allen Gesundheitsämtern kostenlos zur Verfügung.

SORMAS entlastet die Gesundheitsämter, indem es das Management von Kontaktpersonen und Infektionsketten sowie den digitalen Austausch zwischen den Gesundheitsämtern verbessert: So erstellt das speziell an COVID-19 angepasste Modul automatisch SARS-CoV-2-spezifische Prozessmodelle für Fallmeldungen, Infektionsverläufe und Diagnostik. SORMAS erspart damit zahlreiche Schriftwechsel, Telefonate und redundante Dokumentationen. Zudem enthält es ein Termin- und Erinnerungssystem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern und ermöglicht durch eine mobile Version das Arbeiten von Unterwegs oder aus dem Home-Office heraus. Auch epidemiologische Karten, Übertragungsketten und Prozesse können von dem System generiert werden.

„In Gesprächen mit dem HZI konnte ich mich davon überzeugen, dass eine konsequente Verwendung von SORMAS die Gesundheitsämter entlastet und durch eine effektive Kontaktnachverfolgung zum Bruch von Infektionsketten und damit wesentlich zum Schutz von Menschenleben beitragen kann“, unterstreicht die Patientenbeauftragte die Vorzüge des Programms.

Stetige Weiterentwicklung von Features und Schnittstellen

Weitere Features kommen hinzu: So können mit dem angeschlossenen digitalen Symptomtagebuch der Climedo Health GmbH betroffene Kontaktpersonen ihre Symptome von ihrem Mobiltelefon, Tablet oder Computer heraus dokumentieren und digital in das SORMAS-System des Gesundheitsamts direkt übertragen. Auch die Schnittstellen zu anderen Systemen in den Gesundheitsämtern werden ständig optimiert, sodass Doppeleingaben und die parallele Verwendung in unterschiedlicher Systeme bald der Vergangenheit angehören.

In 48 Stunden einsatzbereit – je früher, desto besser

Ein großer Vorteil liegt auch in der schnellen Installation, die eine Umstellung auf das System auch während der Hochphase der Pandemie ermöglicht. „SORMAS kann in vier Schritten und in 48 Stunden nach Vertragsunterzeichnung in jedem Gesundheitsamt in Deutschland gestartet werden”, bestätigt Prof. Dr. Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig. Je früher das Programm zum Einsatz komme, desto größer sei der Nutzen für die Pandemiebewältigung.

Zum Wohl der Patienten und zur Vermeidung von Erkrankungen

SORMAS trägt nicht nur dazu bei, Infektionen zu vermeiden. „Als Ärztin sehe ich mit SORMAS zusätzlich die Möglichkeit für Patientinnen und Patienten sowie deren Kontaktpersonen mit erhöhten Risiken, eine besonders intensive und engmaschige Betreuung zu organisieren“, sagte Prof. Schmidtke. „Dadurch besteht auch eine Chance, die Notwendigkeit von Krankenhausbehandlungen insgesamt zu reduzieren.“

ÜBER SORMAS

SORMAS (Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System) wurde 2014 im Zuge des westafrikanischen Ebola-Ausbruchs vom HZI, der nigerianischen Seuchenschutzbehörde, dem Robert Koch-Institut (RKI) und weiteren Partnern in Deutschland und Nigeria entwickelt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert SORMAS kontinuierlich und von Anfang an im Rahmen verschiedener Maßnahmen. Von Nigeria ausgehend unterstützt die derzeitige Förderung des BMBF die Erweiterung des Systems im Bereich der Epidemiekontrolle von Infektionskrankheiten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und die Europäische Union fördern maßgeblich die Entwicklung und Implementierung von SORMAS in Nigeria und Ghana, wo bereits vor der Pandemie mehrere große Epidemien erfolgreich mit SORMAS bewältigt wurden. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat im Auftrag der genannten Auftraggeber die Implementierung in Nigeria und Ghana gefördert. Inzwischen haben aber auch so unterschiedliche Staaten wie Frankreich, Schweiz und Fidschi SORMAS zur COVID-19-Bewältigung ausgerollt. Damit deckt SORMAS derzeit die Infektionsüberwachung für mehr als 270 Millionen Menschen ab. Laut einer Analyse der Johns Hopkins Universität ist SORMAS eines der umfassendsten digitalen Systeme für das Fall- und Kontaktpersonenmanagement bei COVID-19. SORMAS steht als open source software ohne Lizenzgebühren zur Verfügung und ist zudem international das erste System dieser Art, das sämtliche Kriterien des internationalen „global goods maturity matrix“ erfüllt. Weitere Informationen über SORMAS in Deutschland finden Sie hier unter https://www.sormas-oegd.de/, zu SORMAS international unter https://sormasorg.helmholtz-hzi.de/.

Seit Juni 2020 fördert das Bundesministerium für Gesundheit das Konsortium „SORMAS@DEMIS“ mit dem HZI, dem Robert Koch-Institut, der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen, der Climedo Health GmbH unter Leitung von Prof. Gérard Krause. Zudem sind die deutschen Firmen vitagroup GmbH und der Netzlink Informationstechnik GmbH maßgeblich in die technische Umsetzung eingebunden. Ziel dieses Konsortiums ist die Integration der bestehenden digitalen Systeme des RKI, des Climedo Symptomtagebuchs und SORMAS. https://sormas-demis.de/