Portrait Mathias Munschauer
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HIRI-Nachwuchsgruppe für Mathias Munschauer

Neue Forschungsgruppe untersucht Genregulation durch lange, nicht-kodierende RNA

Zellen verfügen über Abwehrprogramme, um sich gegen Bakterien oder Viren zu verteidigen. Dafür ändern die Zellen die Genexpression; es werden also vorher inaktive Gene angeschaltet oder aktive Gene nicht mehr abgelesen. Gene verschlüsseln den Bauplan für Proteine, der im ersten Schritt der Proteinherstellung in sogenannte RNA (Ribonukleinsäure) umgeschrieben wird. Nicht alle entstehenden RNA-Transkripte sind jedoch Vorlagen für die Proteinherstellung. Lange, nicht-kodierende RNAs (lncRNAs) ähneln in vielen Eigenschaften den Protein-kodierenden Boten-RNAs, werden aber nicht in Proteine übersetzt. Stattdessen interagieren lncRNAs mit DNA, RNA und Proteinen und regulieren so diverse Zellfunktionen. Die seit Juli 2019 am Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) angesiedelte Nachwuchsgruppe „LncRNA und Infektionsbiologie“ von Dr. Mathias Munschauer erforscht die Funktion der lncRNAs in der Abwehr von Krankheitserregern. Das HIRI ist eine gemeinsame Einrichtung des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Munschauers Nachwuchsgruppe ist die achte Forschungsgruppe, die am 2017 gegründeten HIRI ihre Arbeit aufgenommen hat.

Das menschliche Erbgut enthält die Information für tausende lncRNAs. Mithilfe moderner Sequenzierungstechnologien konnte gezeigt werden, dass bei Infektionen eine Vielzahl dieser lncRNAs aktiviert werden. „LncRNAs sind wichtige Regulatoren der Wirtsantwort auf einen Erreger. Aber wie lncRNAs auf molekularer Ebene funktionieren, mit welchen Molekülen sie interagieren und wie lncRNAs diese Interaktionspartner nutzen oder beeinflussen, sowie viele weitere Fragen sind bisher offen“, sagt Munschauer. Seine Forschungsgruppe interessiert sich insbesondere für Interaktionen von lncRNAs mit Proteinkomplexen. Dafür entwickelt Munschauer neue Technologien, um RNA-Protein-Interaktionen hochaufgelöst untersuchen zu können. Ziel seiner Forschung sei es zu verstehen, wie lncRNAs die Abwehrprogramme der Zellen regulieren, um effektivere Behandlungen für Infektionskrankheiten zu entwickeln.

"Wir freuen uns, mit Mathias Munschauer einen ambitionierten Nachwuchsgruppenleiter für das HIRI gewinnen zu können. Als Helmholtz Young Investigator wird er sich nicht-kodierender RNA widmen und so das wissenschaftliche Portfolio des HIRI entscheidend erweitern“, sagt Prof. Jörg Vogel, Gründungsdirektor des HIRI.

Mathias Munschauer studierte Biotechnologie an der Hochschule Mannheim und forschte an der Rockefeller University (USA). Während seiner Promotion am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin und an der New York University (USA) entwickelte er Methoden zur Identifikation von RNA-bindenden Proteinen. Anschließend forschte er als Postdoktorand am Broad Institute of MIT and Harvard (USA) zu lncRNAs. Seit Juli 2019 leitet er die durch die Helmholtz-Gemeinschaft geförderte Nachwuchsgruppe „LncRNA und Infektionsbiologie“ am HIRI.

Das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung:

Das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) wurde im Mai 2017 als gemeinsame Einrichtung des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) gegründet. Mit Sitz auf dem Campus des Würzburger Uniklinikums wird sich das HIRI als weltweit erstes Institut seiner Art der Rolle von Ribonukleinsäuren (RNAs) in Infektionsprozessen widmen. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden in einem integrativen Forschungsansatz neue Therapieansätze entwickelt und diese durch Entwicklung pharmazeutischer Anwendungsformen klinisch anwendbar gemacht. www.helmholtz-hzi.de/hiri