Elektronenmikroskopische Aufnahme einer T-Zelle
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‚Big Data‘-Ausbildungsnetzwerk für T-Zell-Forscher:innen am HZI

HZI-Immunologe Jochen Hühn koordiniert EU-gefördertes Doktorand:innenprogramm

Als Teil des adaptiven Immunsystems sind T-Zellen an der Abwehr von Krankheitserregern beteiligt. Wenn sie jedoch gesunde, körpereigene Strukturen anstatt von eindringenden Erregern erkennen, können Autoimmunerkrankungen die Folge sein. Welche Faktoren für die Fehlsteuerung der T-Zellen verantwortlich sind, ist bisher nur unzureichend verstanden. Ein neues EU-gefördertes Programm für Nachwuchsforscher:innen , das von Prof. Jochen Hühn am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig koordiniert wird, hat zum Ziel, im Gewebe angesiedelte T-Zellen genauer zu untersuchen. Im Rahmen des Ausbildungsnetzwerks werden 15 Doktorand:innen an akademischen und nichtakademischen Institutionen in zehn europäischen Ländern ausgebildet.

T-Zell-Vorläufer-Zellen entstehen im Knochenmark und reifen im Thymus heran. Anschließend zirkulieren sie auf der Suche nach fremdartigen oder veränderten Proteinen durch den Blutstrom und lymphatische Gewebe. Eine Untergruppe der T-Lymphozyten sind geweberesidente Zellen, die den Blutkreislauf verlassen und sich in Zielgeweben angesiedelt haben. Dort können diese Immunzellen für lange Zeit verbleiben. In einem neuen Ausbildungsnetzwerk mit dem Titel „European Network Linking Informatics and Genomics of Helper T cells in Tissues“ (Europäisches Netzwerk zur Verbindung von Informatik und Genomik von T-Helferzellen in Geweben, ENLIGHT-TEN+) werden Faktoren untersucht, die die Eigenschaften der geweberesidenten T-Zellen beeinflussen. 

„In der Immunologie kommt eine Vielzahl von Omics-Technologien zum Einsatz, bei denen große Datenmengen entstehen. Daher haben wir uns zum Ziel gesetzt, eine neue Generation an Doktorand:innen auszubilden, die sowohl die Methoden der zellulären Immunologie als auch die bioinformatische Datenanalyse beherrschen“, sagt Prof. Jochen Hühn, Leiter der Abteilung „Experimentelle Immunologie“ am HZI und ENLIGHT-TEN+-Koordinator. Das Ausbildungsnetzwerk wird über eine Laufzeit von vier Jahren durch das Horizont 2020-Programm der Europäischen Union mit 4 Millionen Euro gefördert.

ENLIGHT-TEN+ verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, um geweberesidente T-Zellen molekular zu charakterisieren. Dabei setzen die Wissenschaftler neben präklinischen Modellen auch Proben aus Patientenkohorten sowie computergestützte, datenwissenschaftliche Ansätze ein. „So wollen wir beispielsweise Biomarker für Autoimmunerkrankungen identifizieren und neue therapeutische Ansätze für immunvermittelte Krankheiten entwickeln“, sagt Hühn und ergänzt: „Die interdisziplinär ausgebildeten ENLIGHT-TEN+-Nachwuchswissenschaftler:innen haben anschließend ausgezeichnete Karrierechancen – sowohl in der akademischen als auch in industriellen Forschung.“

Interessierte Absolventen können sich bis zum 15. März 2021 für ENLIGHT-TEN+ bewerben. Weitere Informationen zu Partnern im Netzwerk und Einzelprojekten sowie zur Bewerbung finden Sie auf der ENLIGHT-TEN+-Webseite.