Welthändehygienetag

Am 5. Mai findet der Welthändehygienetag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) statt. Die WHO möchte mit dem jährlichen Event auf die Bedeutung der Handhygiene in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen aufmerksam machen. Umfassende Hygiene gehört zu den effektivsten präventiven Mitteln gegen eine Vielzahl von Erkrankungen.

Viele Wege führen zu Erkrankungen

Gefährliche Erreger lauern fast überall. Über die Atemwege, den Mund oder die Haut dringen sie in den menschlichen Körper ein und können dort Erkrankungen auslösen. Bekannte Viren, die über die Atemwege in den Körper gelangen, sind Erreger der Grippe – die Influenzaviren.

Die meisten Erkrankungen entstehen in Deutschland durch Erkältungs- und Influenzaviren. Jeder Erwachsene hat im Schnitt zwei bis drei akute Erkrankungen der Atemwege im Jahr, so häufig plagt uns im Schnitt keine andere Infektion.

Stefanie Castell, stellvertretende Leiterin der HZI-Abteilung Epidemiologie

Die Influenzaviren werden zum Beispiel beim Niesen oder Husten über Tröpfchen an die Umwelt abgegeben. Die Tröpfchen können sich auf Gegenständen und Körperteilen absetzen oder schweben bei geringer Größe in der Luft. Eine Infektion über die feinen Lufttropfen heißt Tröpfcheninfektion.

„Gegen Influenza kann man sich jährlich im Herbst impfen lassen. Dies sollte man machen, wenn man zur Gruppe derjenigen gehört, für die diese Impfung von der Ständigen Impfkommission empfohlen wird“, sagt Castell. Das betreffe zum Beispiel ältere Menschen, Menschen mit bestimmten chronischen Krankheiten und medizinisches Personal.

Eine Infektion, bei der Erreger über den Kontakt mit einer kontaminierten Oberfläche aufgenommen werden, wird als Schmier- oder Kontaktinfektion bezeichnet. Man unterscheidet bei der Schmierinfektion zwischen der Übertragung von Mensch zu Mensch, von einem Tier auf den Menschen oder von einem Gegenstand zum Menschen. Salmonellen und andere Erreger lauern auf Nahrungsmitteln und bahnen sich so einen Weg in den Körper. Vor allem nicht durchgegarte Nahrung ist ein Gefahrenherd.

Hygiene ist wichtig!

Um Infektionen vorzubeugen, hilft es, die richtigen Hygienemaßnahmen zu kennen. Zur Vermeidung von Schmierinfektionen nennt die WHO fünf wichtige Punkte:

  • ein systematisches Angebot an Seifen und alkoholhaltigen Mitteln in öffentlichen Einrichtungen
  • regelmäßige Fortbildungen für das Personal in den Gesundheitseinrichtungen
  • Hinweistafeln zur Hygiene am Arbeitsplatz
  • eine Sicherheitsphilosophie
  • Dokumentation des Hygieneverhaltens

INFO

Das Robert Koch-Institut wirbt mit seiner Aktion „Wir gegen Viren“ für regelmäßige Hygiene. Infografiken erklären, wie man richtig Hände wäscht und vorbeugend hustet. Bekannt wurde die Aktion vor allem über eine Kinowerbung. Die Universität Bonn rief außerdem das Konzept Hygienetipps für Kids“ ins Leben, um zu zeigen, wie man im Alltag das Ansteckungsrisiko möglichst gering halten kann.

„Maßnahmen wie Händewaschen reduzieren die eigene Ansteckungsgefahr. Auch wenn man selbst erkrankt ist, kann man dazu beitragen, dass sich andere Menschen nicht so leicht anstecken, etwa indem man in die Armbeuge nießt anstatt in die eigenen Hände und indem man Händeschütteln vermeidet“, sagt Stefanie Castell. „Antibiotika helfen gegen bakterielle Infektionen, nicht aber gegen Erkältungsviren. Solange also keine zusätzliche Infektion mit Bakterien vorliegt, sollte man keine Antibiotika nehmen.“

Krankenhauskeime – gefährliche Gegner

In der Forschung und im Krankenhaus nimmt die richtige Hygiene einen hohen Stellenwert ein. Vor allem in Kliniken, wo es um Leben und Tod geht, müssen besonders strenge Vorschriften eingehalten werden. Ein großes Problem sind die sogenannten Krankenhauskeime: Bei diesen Erregern handelt es sich um Bakterien, die sich äußerst gut an medizinisch verwendete Antibiotika angepasst haben und kaum noch mit einer effektiven Therapie behandelt werden können. Am HZI forscht Prof. Eva Medina mit ihrer Arbeitsgruppe „Infektionsimmunologie“ an den gefährlichen Keimen – im Speziellen an Staphylokokken.

Typische Krankenhauskeime sind Staphylococcus aureus, Clostridium difficile oder Pseudomonas aeruginosa. Sie können lebensgefährliche Infektionen verursachen. Ihre Ausbreitung wird in Krankenhäusern durch den hohen Einsatz von Antibiotika gefördert. Risikopatienten, wie Krebskranke oder Diabetiker, sind besonders anfällig für Krankenhauskeime.

Eva Medina, Leiterin der HZI-Arbeitsgruppe Infektionsimmunologie

Als effektive Maßnahmen, um die Keime zu bekämpfen, nennt die Forscherin schärfere Kontroll- und Präventionsmaßnahmen sowie die Überwachung der bestehenden Hygieneregeln. Da einige Menschen Keime wie Staphylococcus aureus (MRSA) auf der Haut mit sich tragen, sollten Patienten vor einem Krankenhausaufenthalt daraufhin überprüft werden.

„In anderen Ländern, zum Beispiel den Niederlanden, werden auch die Krankenhausmitarbeiter regelmäßig auf MRSA getestet. In Deutschland gibt es keine generelle Empfehlung zum Testen der Mitarbeiter“, sagt Medina.

Die massive Gefahr, die von Krankenhauskeimen ausgeht, ist laut Medina immer noch auf die mangelnde Hygiene in den Krankenhäusern zurückzuführen. Durch bessere Hygienemaßnahmen bei der Blasenkatheterisierung oder der Urindrainage, im Operationssaal, bei der Atemluftbefeuchtung sowie der künstlichen Beatmung ließen sich viele Infektionen vermeiden. Der Händedesinfektion käme zudem eine besondere Rolle zu. Das Pflegepersonal müsse regelmäßig die Hände desinfizieren und Einweghandschuhe tragen – immer ein neues Paar für jede Tätigkeit und jeden Patienten.

„Der Welthändehygienetag bietet eine gute Möglichkeit, dass sich alle mit der Hygienesituation in den Krankenhäusern auseinandersetzen“, sagt Medina. „Patienten sollten sich vor einem geplanten Klinikaufenthalt über die ausgewählten Hygienemaßnahmen des Krankenhauses informieren und im Gespräch mit den verantwortlichen Ärzten deutlich signalisieren, wie wichtig ihnen Hygiene ist.“

Autor: Niklas Hielscher

Veröffentlichung: Mai 2017

5. Mai: Welthändehygienetag

Die Weltgesundheits­organisation WHO weist zum Welthändehygienetag auf die Bedeutung einer verbesserten Handhygiene in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen hin. Das Datum des Tages – der 5. Mai – hat eine Bedeutung: Es steht für die fünf Finger der Hand. Weitere Informationen zum Welthygienetag finden Sie auf der WHO-Webseite.

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