Silke Tannapfel: „Das HZI könnte viel selbstbewusster auftreten“

Seit dem 1. Oktober 2017 leitet Silke Tannapfel als Administrative Geschäftsführerin das HZI. Die Juristin mit Schwerpunkt Wissenschaftsmanagement war zuvor Referatsleiterin für außeruniversitäre Forschungsförderung im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie in München.

Frau Tannapfel, wie kamen Sie eigentlich in Kontakt mit dem HZI?
Ich bin zwar in Niedersachsen aufgewachsen und habe den Großteil meines Referendariats im Raum Hannover/Hildesheim absolviert, aber aufmerksam auf das HZI bin ich erst 2014 im Zuge der Gründung des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) geworden. Nach dem ersten Treffen mit Jörg Vogel vom HIRI und anderen Leitungsverantwortlichen der Würzburger Universität, die quasi vom HZI schwärmten, habe ich mich sofort informiert und war sehr beeindruckt von der Aufstellung des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums.

Was hat Sie an der administrativen Leitung gereizt?
Die Antwort liegt in der hiesigen Verbindung von Helmholtz und Infektionsforschung sowie den Menschen. Die Infektionsforschung gehört im Gesundheitsbereich zu den wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen. Die Helmholtz-Zentren habe ich als die dynamischeren Einrichtungen in meinem Aufgabenbereich wahrgenommen. Helmholtz profiliert sich durch Kooperation und ist für das deutsche Wissenschaftssystem die stützende Wirbelsäule – um in der Medizin zu bleiben. Hier möchte ich mich zusammen mit den Zentrumsverantwortlichen, die ich im Rahmen der HIRI-Gründung kennen- und schätzen gelernt habe, aktiv einbringen.

Was war Ihre bisher größte berufliche Herausforderung?
In Bayern war ich verantwortlich für die dortigen Helmholtz-, Max-Planck- und Leibniz-Einrichtungen. Es galt etwa, eine in der Existenz bedrohte Leibniz-Einrichtung in den Jahren 2016/17 zu sanieren. Besonders stolz bin ich auf die Gründung eines Max-Planck-Instituts in Erlangen, das ich – startend von einer kleinen Forschergruppe über die Institutsgründung bis hin zu einer Zentrumserweiterung – begleiten durfte. Mit der HIRI-Gründung in Würzburg waren dann beide großen Forschungsorganisationen in Franken etabliert, und für mich wurde es Zeit, mir neue Herausforderungen zu suchen.

Welche Erfahrungen bringen Sie aus dem Ministerium mit?
Ich gewann einen guten Helikopter-Blick über die deutsche Forschungslandschaft, die jeweiligen Stärken, deren Erfolgsvoraussetzungen sowie Fallstricke. Außerdem investiert der Freistaat viel Geld und Zeit in Fortbildungsmaßnahmen für Organisations- und Personalentwicklung; viele gute Vorgesetzte waren dankenswerte Vorbilder. Geduld oder Zurückhaltung erfährt man in der bayerischen Ministerialbürokratie nicht. Aus meiner Sicht könnte das HZI viel selbstbewusster und konsequenter auftreten, insbesondere in finanziellen Belangen.

Wie nehmen Sie das HZI wahr?
Das HZI erscheint mir als eine leistungsfähige, bescheiden auftretende Heimstätte. Am ersten Tag wurde ich an der Pforte mit „So‘n Schietwetter!“ begrüßt – das klang sehr nach Heimat nach fast zwanzig Jahren in Bayern. Der Science Campus Braunschweig-Süd ist sehr eindrucksvoll mit seinen modernen Gebäuden und der Kooperation der unterschiedlichsten Akteure. Das ist bundesweit recht einmalig und kann mit Stolz publik gemacht werden. Ein wichtiger Ort ist auch unsere Kantine. Ich bin selbst regelmäßig dort und gern ansprechbar. Mir ist Achtsamkeit im Umgang mit dem Kollegium sehr wichtig. Die Mitarbeiter sollen nicht mit mehr Problemen aus einem Gespräch kommen, als sie vorher hatten.

Wie gefallen Ihnen Braunschweig und Wolfenbüttel?
Braunschweig hat für mich die optimale Größe für eine Wissenschaftsstadt, nicht zu klein und nicht so groß, dass man sich nicht mehr kennen und helfen kann. In Wolfenbüttel habe ich die Restaurantszene etwas erschlossen und einige Lieblingsplätze gefunden. Die Altstadtarchitektur ist wohltuend beruhigend, schlicht: Es fühlt sich gut an. Mit den Braunschweiger Eintracht-Fans verbindet mich die Aussage „Liebe kennt keine Liga“. Ich bin Mitglied bei Werder Bremen und damit auch sehr leidensfähig. Besonders freue ich mich aber auf die Museumslandschaft der Region, wenn mir etwas mehr Zeit bleibt.

Wie finden Sie in der Freizeit die Balance zum stressigen Job?
Lange Spaziergänge an der frischen Luft mit unseren Familienhunden – Weimeraner – sind ein sehr guter Ausgleich. Ansonsten kann ich mit Büchern maximal faulenzen oder mich für alte mechanische Uhren begeistern, die ich auch mal selbst überhole.
 

Interview: Susanne Thiele

Veröffentlichung: Dezember 2017

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